Am Samstag, den 22. Januar öffneten vier Betreiber von Dorfheizungen im Oberland ihre Türen. Interessierte Nachahmer konnten Fragen zu Planung, Bau und Betrieb stellen und erhielten Tipps aus der Praxis. Die Aktion fand in Zusammenarbeit zwischen stellvertretender Landesbäuerin Christine Singer aus Hofheim und dem EU-finanzierten Heizungstauschprojekt REPLACE von Energiewende Oberland statt.
In Antdorf hat Johann Schweyer sen. schon den Schnee auf dem Weg zum Heizhaus geräumt. Drin ist die Dorfheizung zu sehen, die seit 2009 vier Häuser mit insgesamt zwölf Haushalten zuverlässig mit Wärme versorgt. Was hat sie zum Bau motiviert? Wie überwachen die Betreiber ihre Anlagen? Und welche Tipps gibt es für Nachahmer? Neben Familie Schweyer beteiligten sich Betreiber aus Habach (Familie Strobl und Kennerknecht), Leibersberg (Georg Miller) und Hofheim (Familie Singer) bei der Aktion und beantworteten Fragen.
Alle vier Dorfheizungs-Familien haben landwirtschaftliche Betriebe und betätigen sich gleichzeitig als Wärmelieferanten für die benachbarten Häuser. Wie Josef Schweyer jun. aus Antdorf berichtet, können sie so das eigene Holz für die Holzhackschnitzelheizung einbringen und damit auch Wertschöpfung für den eigenen Betrieb erzielen. Anlass zum Bau der Anlage war in Antdorf die Planung weiterer Gebäude in der gleichen Straße und damit die Idee einer gemeinsamen Wärmeversorgung. Bei Familie Singer in Hofheim war es der Gedanke ans Alter und der Wunsch, eine einfachere Heiztechnik als Scheitholz zu verwenden. Im Gespräch mit den Nachbarn entstand dann aus Zufall die Dorfheizung für alle. Und für Markus Kennerknecht aus Habach ist der Vorteil einer gemeinschaftlichen Heizung klar: „Mit einer Dorfheizung brauchen die Leute kein Öl und keine Pellets zu kaufen, und der Ölgeruch im Keller ist verschwunden.“
Der neueste im Dorfheizungs-Bund ist Georg Miller. Als langjähriger Brennstofflieferant mit der Bäuerlichen Hackschnitzel Liefergesellschaft ging seine eigene Dorfheizung nach nur fünf Monaten Bauzeit im September 2021 in Betrieb und versorgt jetzt den Weiler Leibersberg. Technische Raffinesse bei seiner Anlage ist der Schubboden, mit dem die Hackschnitzel über einen sich bewegenden Boden in den Ofen gelangen und damit den langgestreckten Lagerraum ideal ausnutzen.
Bei ihren Empfehlungen für Nachahmer sind sich die erfahrenen Betreiber einig: Ein gutes Planungsbüro ist wichtig, das von der passenden Größe der Heizkessel bis hin zur Trassenplanung durchs Projekt führen kann. Und natürlich sind fähige Heizungsbauer gefragt, um das Projekt erfolgreich umsetzen zu können. Für Informationen zu den Fördermitteln ist die Energiewende Oberland immer auf dem aktuellen Stand und kann so für Betreiber optimale Rahmenbedingungen schaffen. Auch bei der Preisgestaltung ist die Einbindung eines neutralen Partners wie z.B. der EWO geschickt, dann kommt der Neidfaktor erst gar nicht zum Tragen.
Ob sie ihre Dorfheizung ein zweites Mal bauen würden, beantworten alle Betreiber mit einem klaren Ja. Oder wie Josef Schweyer aus Antdorf sagt „Eine Dorfheizung ist kein Hexenwerk. Sie läuft gut mit dem bäuerlichen Betrieb mit und ist für andere mit einer ähnlichen Herausforderung zu empfehlen“.
Kontakt:
Andreas Scharli
Energiewende Oberland – Bürgerstiftung für Erneuerbare Energien und Energieeinsparung
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