Wärmenetze, die mit erneuerbaren Energien betrieben werden, können ein guter Hebel für den Klimaschutz sein: Sie ersetzen nicht nur einzelne Heizungsanlagen, sondern versorgen ganze Straßenzüge mit klimafreundlicher Wärme. Gleichzeitig bieten sie die Möglichkeit, unabhängig von schwankenden Energiepreisen und Öl- und Gaslieferungen aus dem Ausland zu werden und Geld zu sparen. Doch wie werden Wärmenetze geplant, gebaut und betrieben?
Waldrestholz aus der Region
Bei zwei Exkursionen im Frühjahr 2022 konnten sich interessierte Nachahmer und zukünftige Kund*innen vor Ort einen Einblick in insgesamt acht Anlagen verschaffen. Im waldreichen Oberland werden sie mit Waldrestholz betrieben, oder wie Energieberater Andreas Scharli von der Energiewende Oberland bei den Führungen erklärte: “Es wird kein Baum gefällt, weil wir Hackschnitzel brauchen. Der Baum wird für die Waldpflege, die Holzernte und das Sägewerk gefällt, aber nicht um Hackschnitzel zu produzieren.”
Dorfheizungen im Bayerischen Oberland
Beim ersten Termin öffneten vier Landwirte die Türen ihrer sogenannten Dorfheizungen. Neben ihrem landwirtschaftlichen Betrieb versorgen sie ihre eigenen Familien und bis zu zwölf Nachbarhaushalte mit Wärme aus ihren Heizhäusern. Dabei bringen sie ihre eigenen Waldabfälle für eine Hackschnitzelheizung ein und generieren so auch eine Wertschöpfung für den eigenen Betrieb. Die Empfehlungen für Nachahmer reichten von Hinweisen auf ein gutes Planungsbüro über den Bedarf an fähigen Heizungsbauern bis hin zur Unterstützung durch einen neutralen Partner wie die Bürgerstiftung Energiewende Oberland, die zu Fragen der Förderung und Preisgestaltung Auskunft gibt. Die vier Besuche fanden in Zusammenarbeit mit der stellvertretenden Kreisbäuerin statt.
Kommunale Wärmenetze
Bei einem zweiten Termin konnten vier kommunal betriebene Wärmenetze besichtigt werden. Sie versorgen neben kommunalen Liegenschaften wie Kindergärten, Schulen oder Rathäusern auch Privathäuser mit Wärme. Interessierte Gemeindevertreter*innen, Holzhackschnitzellieferanten, zukünftige Investoren, aber auch Privatpersonen konnten einen Blick hinter die Kulissen werfen und Fragen stellen, z.B. zu Aufbau, Betrieb, nachhaltiger Nutzung von Energieholz oder Feinstaub. Die Besichtigungen wurden in Zusammenarbeit zwischen der Energiewende Oberland und den kommunalen Betreibern organisiert und durchgeführt. Beide Exkursionen stießen mit insgesamt 60 Teilnehmer*innen auf großes Interesse. Vor Ort informierten die Betreiber und Planer der Anlagen sowie Energieberater Andreas Scharli von der Energiewende Oberland.
Info-Veranstaltung – Überblick zur Planung
Im gleichen Zeitraum erhielten rund 60 Teilnehmer*innen, darunter Bürgermeister, Architekten und Energieberater, bei einer von der Energiewende Oberland im Rahmen des EU-geförderten Projekts REPLACE organisierten Informationsveranstaltung einen Überblick darüber, was bei der Planung von Wärmenetzen zu beachten ist.